Diesel raus, Elektro rein: Wie Doppeldecker-Busse mit Allison Transmission Stadtrundfahrten sauberer und komfortabler machen
ZSeit Frühjahr 2025 sind die modernisierten Busse in Köln und weiteren deutschen Städten im Einsatz. Die Fahrzeuge werden von einem leistungsstarken 145 kW Elektromotor angetrieben, der mit einem Allison-Vollautomatikgetriebe vom Typ T280R gekoppelt ist. Für das mittelständische Unternehmen wäre die Anschaffung einer komplett neuen Elektrobusflotte finanziell nicht machbar gewesen. Deshalb beteiligte sich Willms an der Ausschreibung für ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr und erhielt den Zuschlag für den Umbau seiner Doppeldecker-Busflotte von Diesel auf Elektro. Bei diesem Konversionsprojekt wurden die vorhandenen Doppeldeckerbusse aus den Baujahren 1988 bis 2019 auf hocheffiziente Elektroantriebe umgerüstet.
Köln, August 2025 – Statt mit dröhnenden Dieselaggregaten rollen die knallroten „CityTour“-Cabrio-Doppeldeckerbusse von Willms Touristik jetzt dank ihrer neuen Elektroantriebe nahezu lautlos durch die engen Gassen der Kölner Innenstadt. Und mit der Continuous Power Technologie™ von Allison Transmission fahren sie so sachte und ruckfrei an, als liefen sie auf Schienen. Dank eines millionenschweren Förderschecks aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr konnte Willms seine Stadtrundfahrten-Busflotte auf Elektroantrieb umstellen. Im Rahmen des Förderprojekts „Retrofit Elektromobilität im Personennahverkehr“ wurden 18 MAN-Doppeldecker von Diesel- auf Elektroantrieb umgerüstet. Die Umrüstung wurde von der dänischen Spezialfirma Banke ApS in enger Abstimmung mit DGS Diesel- und Getriebeservice, der Generalvertretung von Allison Transmission in Deutschland, durchgeführt.
Bei den umgebauten Bussen handelt es sich um sechs verschiedene Modelle auf MAN-Fahrgestellen. Die Bandbreite reicht von 37 Jahre alten MAN SD202 (Baujahre 1988 – 1990) bis hin zu modernen Euro-6-Bussen aus den Jahren 2016 bis 2019.
Zunächst wurden die Fahrzeuge komplett entkernt: Der gesamte Dieselantriebsstrang inklusive Verbrennungsmotor, Abgasanlage, Kraftstofftanks und konventionellem Getriebe wurde entfernt. Nach einer gründlichen Chassis-Inspektion folgte die Installation der neuen Elektrokomponenten. Herzstück des Antriebs ist ein Elektromotor vom Typ DANA TM4 SUMO HP, mit 145 kW und 625 Nm im Dauerbetrieb. Die Kraftübertragung übernimmt das vollautomatische Sechsganggetriebe T280R von Allison Transmission. Sechs Lithium-Eisenphosphat-Batteriepacks mit insgesamt 240 kWh Speicherkapazität ermöglichen eine Reichweite von rund 200 Kilometern, was für die täglichen Stadtrundfahrten ausreicht.
Da bei den Stadtrundfahrten Cabriobusse mit offenem Oberdeck eingesetzt werden, konnten die Batterien nicht wie bei klassischen Linienbussen auf dem Dach platziert werden, sondern wurden im Heck sowie im Fahrgastraum installiert. Je nach Fahrzeugmodell entfallen dadurch zwei bis sechs Sitzplätze.
Umrüstung auf Elektro: Die richtige Entscheidung
Busunternehmer Sascha Willms zeigt sich hochzufrieden mit seinen „neuen“ Elektrobussen. Besonders angetan ist er vom Fahrkomfort durch die Allison-Getriebe: „Das Anfahren ist sanft, die Wendigkeit ist super und es gibt keinerlei Schaltrucken. Außerdem gehe ich davon aus, dass neben dem vollhydraulischen Getriebe auch der Elektroantrieb Verschleißanfälligkeit und Wartungsintensivität der Komponenten reduzieren wird.“
Für Willms Touristik war es besonders wichtig, einen Antrieb einzusetzen, der auch unter den anspruchsvollen Bedingungen des Stadtrundfahrten-Betriebs eine hohe Robustheit bietet. „Wir haben uns bewusst gegen einen getriebelosen Direktantrieb entschieden und stattdessen ein Antriebssystem gewählt, das sich bereits bei Kommunalfahrzeugen, wie etwa Müllsammelfahrzeugen, bewährt hat.“ Die jetzt umgesetzte Zentralmotor-Lösung in Kombination mit dem sechsstufigen Allison-Vollautomatikgetriebe erfüllt genau diese Anforderungen.
Karsten Flamming, Assistent der Geschäftsleitung bei Willms, ergänzt: „Außerdem sorgt das Vollautomatikgetriebe für eine höhere Reichweite und weniger Ladestopps. Ohne Getriebe würde der Elektromotor ständig mit hohen Drehzahlen laufen und deutlich mehr Strom verbrauchen. Das Allison-Getriebe schaltet automatisch, so dass der Motor mit niedrigeren Drehzahlen arbeitet und wir energie-effizienter unterwegs sind.“
Die Umrüstung vorhandener Busse ist zwar deutlich günstiger als die Anschaffung von Neufahrzeugen, doch ohne die Förderung durch das Bundesverkehrsministerium hätte Willms den Umbau seiner Doppeldeckerflotte zu Elektro-Fahrzeugen nicht stemmen können. „Dieses Förderprogramm war für unser Unternehmen die einzige Möglichkeit, so viele Busse in so kurzer Zeit auf Elektroantrieb umzustellen. Das „Bundesministerium für Digitales und Verkehr“ übernimmt 80 % der Umbaukosten. Wir als Willms Touristik tragen die restlichen Kosten in Höhe von etwa 2,2 Millionen Euro – inklusive Einrichtung der Ladeinfrastruktur, Schulung der Fahrer und Weiterbildung unserer Werkstattmitarbeiter. Das klingt zwar nach einer großen Summe, aber wir mussten ja keine neuen Busse kaufen und verfügen jetzt über eine modernisierte Flotte, die noch viele Jahre im Einsatz bleiben kann.“
„Angesichts der Tatsache, dass Diesel-Busse wohl schon in wenigen Jahren nicht mehr in deutschen Innenstädten fahren dürfen, ist dieses Projekt für uns nicht nur ein wichtiger Schritt in Richtung CO₂-freie Mobilität, sondern auch entscheidend für die Zukunftsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit unseres Unternehmens“, erklärt Sascha Wilms.
Er betrachtet die Umrüstung von Diesel- zu Elektrobussen generell als sinnvolle Alternative zur Neubeschaffung. „Sightseeing-Busse werden im Schnitt zwei- bis dreimal so lange genutzt wie konventionelle Stadtbusse. Das bedeutet, dass sogar unsere Oldtimer aus den Baujahren 1988 und 1990 noch viele Nutzungsjahre vor sich haben. Ein Austausch gegen Neufahrzeuge wäre wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen – zumal die Investition in ein Retrofit deutlich günstiger ist.“
Die Umrüstung ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch sinnvoll: Sie reduziert lokale Schadstoffemissionen und spart Ressourcen, weil keine neuen Fahrzeuge gebaut werden müssen.
Darüber hinaus liegen die Energiekosten für die Elektrobusse rund 45 % unter denen für die Dieselbusse. Vor allem bei Autobahnfahrten ist der Verbrauch niedrig mit nur etwa 0,75 kWh pro Kilometer. Der durchschnittliche Energieverbrauch liegt laut Sascha Willms bei etwa 1,1 kWh pro Kilometer, was Stromkosten von etwa 0,33 Euro pro Kilometer entspricht. Zum Vergleich: Mit Diesel lagen die Kosten zuvor bei rund 0,60 Euro pro Kilometer.
Mehr Komfort und bessere Luftqualität
Die neuen Elektrobusse sind deutlich leiser und vibrationsärmer als ihre dieselbetriebenen Vorgänger. Der Geräuschpegel sinkt um bis zu 10 Dezibel. Da das störende Motorenbrummen entfällt, können die Passagiere die Erläuterungen über Kopfhörer viel besser verstehen.
Die Fahrer schätzen besonders die vereinfachte Bedienung: Ein Pedal für Gas, eines für Bremse – das vollautomatische Allison-Getriebe schaltet automatisch und sorgt für ruckfreies Anfahren, konstante Beschleunigung und volle Kontrolle, selbst im dichten Stadtverkehr.
Da die Elektrobusse keine Schadstoffe mehr ausstoßen, sorgen sie für bessere Luftqualität in der Innenstadt. Besonders in den zahlreichen Kölner Tunneln ist die Verbesserung spürbar. Fahrgäste und Anwohner profitieren von der deutlich reduzierten Lärm- und Schadstoffbelastung. „Früher wurden meine Fahrer oft gefragt, was denn die stinkenden Diesel in der Innenstadt noch zu suchen haben“, berichtet Willms, „das ist jetzt Gott sei Dank vorbei. Die Fahrer sind sehr happy mit den Fahrzeugen. Das einfache, zügige Anfahren und die ruhige Fahrt machen den Betrieb der Fahrzeuge wesentlich angenehmer und stressfreier.“
Mehr Effizienz und Leistung mit Vollautomatik
Die umgebauten Doppeldeckerbusse unterscheiden sich in ihren Fahreigenschaften deutlich von konventionellen dieselbetriebenen Bussen mit manuellen oder automatisierten Schaltgetrieben. Fahrgäste, insbesondere die Passagiere auf dem Oberdeck, profitieren davon, dass die ruckartigen Schaltvorgänge, die bei anderen Getriebetechnologien auftreten können, entfallen. Dies wird dies durch die Continuous Power Technology von Allison ermöglicht. Sie sorgt dafür, dass das Motordrehmoment sanft vervielfacht und optimal auf die Räder übertragen wird. Dies ermöglicht Volllastschaltungen und eine bessere Beschleunigung.
Das Allison-Getriebe T280R wurde ursprünglich für Dieselbusse entwickelt. Für den Einsatz in den Elektrobussen wurde es von den Spezialisten der Firmen Banke und DGS gezielt angepasst, um die Leistung des Elektromotors optimal zu nutzen und die Effizienz des Gesamtsystems weiter zu steigern.
In Deutschland liegen die Projektierung und der technische Support für den Bereich Elektrofahrzeuge in den Händen der Allison-Generalvertretung DGS Diesel- und Getriebeservice GmbH in Mainz.
Christian Bock, Area Sales Manager bei Allison Transmission, erläutert: „Gerade im Innenstadtverkehr ist diese Antriebslösung ideal, weil sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Hier zeigt sich übrigens wieder die Vielseitigkeit der Allison-Getriebe: Sie funktionieren nicht nur mit Dieselmotoren, sondern auch mit alternativen Kraftstoffen und alternativen Antrieben. Unsere Vollautomatikgetriebe eignen sich hervorragend für Fahrzeuge mit Erdgas-, Wasserstoff- oder Elektroantrieb.“
Mit diesem Projekt unterstreicht Allison seine Vorreiterrolle bei nachhaltigen Verkehrslösungen. Das umfassende Portfolio an Antriebstechnologien lässt sich nahtlos mit alternativen Kraftstoffen und modernen Antriebsarten kombinieren.